By Teresa de la Parra
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Sample text
Ich bemühte mich, diesen so wenig schmeichelhaften, flüchtigen Eindruck, dieses vernichtende Urteil hinter einem freundlichen Lächeln zu verbergen. Und in der Absicht, mich noch besser zu verstellen, begann ich, mich eifrig nach der gesamten Familie zu erkundigen. Ich fragte ihn nach dem Befinden von Großmama, Tante Clara, seiner Frau, seinen Kindern. Doch vergeblich. Meine freundliche Nachfrage klang auffällig gekünstelt. Die Gedanken hinkten immer hinter dem her, was meine Augen unersättlich von oben bis unten an meinem Gegenüber erforschten, während mir - jetzt, da ich den lebenden Beweis vor mir hatte - ständig Papas Worte im Ohr nachhallten:«Eduardo, dieser Schwachkopf»,«dieser Idiot Eduardo».
Ich erinnere mich, daß ich mich unserer moralischen Überlegenheit zum Trotz im Grunde meines Herzens den hübschen Mädchen mit den Lockenköpfen immer weit unterlegen fühlte. Die Romanheldinnen gehörten in meinen Augen jedenfalls zu der Kategorie Mädchen, die das Haar lockig trugen und somit eindeutig dem zuzuordnen waren, was die Nonnen abschätzig«die Welt»nannten. Auf der anderen Seite standen wir, die Nonnen, der Schulkaplan, die zwölf Töchter Mariens2 und die Heiligen des Kirchenkalenders samt Weihrauch, Meßgewändern und Betschemeln.
Wir blieben drei Monate in Paris, länger als geplant, aufgrund finanzieller Verzögerungen und weil die Ramírez ihre Reisepläne geändert hatten. Jeder für sich gesehen, schienen die Tage nur so dahinzufliegen, doch in der Gesamtschau kamen sie mir unendlich lang und zahlreich vor. Dabei hatte ich doch ständig das Gefühl, als entglitten sie mir und ich müßte ihnen hinterherhetzen, um noch einen Zipfel von ihnen zu erhaschen. Der bloße Gedanke an meine Abreise bedrückte mich sehr, und ich dachte schweren Herzens daran, daß ich mich irgendwann von Paris, das mich so bedingungslos und herzlich aufgenommen hatte, würde verabschieden müssen, so wie von Dir, von Madame Jourdan, wie von allem, was mir im Leben je ans Herz gewachsen war.